Schwerpunktthema posttraumatische Belastungsstörung– so gehe ich vor4
TYPISCHE SYMPTOME
…werden im Ärzteschlüssel ICD-10 unter F43.1 beschrieben (vgl. WHO, 2013). Wenn Sie betroffen sind, kennen Sie bestimmt einige der dort beschriebenen Symptome aus eigener Erfahrung:
- Die Betroffenen waren in der Vergangenheit Situationen ausgesetzt, die für sie selbst so schlimm waren, dass sie ein Gefühl von Verzweiflung erlebten und sich hilflos ausgeliefert fühlten.
- Wenn sie an das Geschehene zurückdenken oder ähnliche Situationen heute erleben, werden sie schnell von negativen Gefühlen und hochpoppenden Erinnerungen – sogenannten Flashbacks – überwältigt. Dadurch wird es ihnen unmöglich, die negativen Erinnerungen innerlich abzuschließen.
- Situationen, die an die früheren Belastungen erinnern, werden deshalb möglichst vermieden, um sich zu schützen.
- Das betrifft auch Beratung und Therapie: Die Erfahrung, dass es zu überwältigenden schmerzvollen Erfahrungen kommt (im Fachwort „Retraumatisierung“ genannt), wenn sie sich mit den schlimmen Erinnerungen konfrontieren, führt dazu, dass viele Betroffene einen großen Bogen um Gesprächsangebote machen.
- Häufig treten Alpträume auf; anschließend ist an Einschlafen kaum mehr zu denken.
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Einzelne wichtige Aspekte der schlimmen Situation können oft nicht mehr erinnert werden.
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Die Betroffenen leiden oft unter Wutausbrüchen, Konzentrationsschwierigkeiten und Schreckhaftigkeit. Oft sind sie aber auch sehr einfühlsame und aufmerksame Menschen (für andere!).
ABLAUF DER TRAUMATHERAPIE
1. Anamnese der Problemzusammenhänge:
Wie kam es zur posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)?
Was verursacht Flashbacks und Alpträume in meinem heutigen Alltag?
Erst einmal ist die Vorgehensweise bei PTBS ähnlich wie bei anderen Themen. Mithilfe des Neun-Faktoren-Modells der Veränderung kläre ich mit Ihnen ab, welche Faktoren dazu führen, dass in der Gegenwart Flashbacks und/oder Alpträume auftreten. Hier gibt es typische Faktoren, die bei PTBS immer wieder auftauchen, aber auch individuelle Faktoren, die speziell in Ihrer Lebenssituation eine Rolle spielen.
Wenn es von der Konzentrationsfähigkeit her möglich ist, empfehle ich, den Persönlichkeitstest PST-R zu machen – hierdurch bekommen wir relativ genaue Aussagen über viele Aspekte Ihrer derzeitigen Persönlichkeit. Sie machen Mut, die eigene Persönlichkeit, die PTBS-Betroffenen oft sehr negativ beurteilen, mit einem wertschätzenden Blick zu sehen.
Die Erkenntnisse, die man über seine Begabungen und speziellen Eigenschaften gewinnt, geben außerdem Orientierung hinsichtlich beruflicher und privater Ziele.
Ein weiterer Schritt in der Anamnese kann die sogenannte Lebensstil-/Skriptanalyse sein, ein tiefenpsychologisches Instrument. Alte Prägungen werden herausgearbeitet – Muster, Motivationen und Strebungen, die wir oft im Laufe unser Sozialisation und Personalisation übernommen haben. Sie sind uns meist nicht bewusst, geben aber oft den Ausschlag, warum wir uns in bestimmten Situationen in einer gewissen Weise verhalten. Manchmal arbeiten auch verschiedene Strebungen gegeneinander, so dass uns bestimmte Entscheidungen unter großen inneren Druck setzen. Diese Muster aufzudecken, und – wenn nötig – zu verändern, kann eine große Hilfe sein, die traumatischen Erlebnisse hinter sich zu lassen und sein Leben neu auszurichten.
2. Konkrete Hilfen, um mit der Vergangenheit endlich abschließen zu können
Bei posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) ist es mir wichtig, bestimmte Erkenntnisse der Gehirn-/Traumaforschung der letzten Jahre zu erklären. Im Unterschied zu anderen Beratungsthemen können hier wichtige Lernprozesse meist nur unter geeigneten Bedingungen stattfinden.
Unter Berücksichtigung dieser Erkenntnisse schauen wir nun nach Veränderungsfaktoren, die dazu beitragen, Flashbacks und Alpträume loszuwerden. Ich vermittle Methoden aus verschiedenen psychotherapeutischen Schulen, die helfen, mit den belastenden Erinnerungen besser umgehen zu können bzw. sie loszuwerden.
Erstmals wird es dem Gehirn möglich, die schlimmen Erinnerungen zu verarbeiten und innerlich abzuschließen.
Nun kann nach vorne geschaut und das Leben in der Gegenwart gelebt werden. Der Alltag kann wieder guten Mutes und mit einem Gefühl von Sicherheit bewältigen werden.